Montag, 29. Juni 2015

Berlin soll kostenloses WLAN bekommen - Werbe getrigggert, versteht sich. Ob das ein Erfolg wird?

Liebe LeseBoXXerInnen,

aktuell ganz dick in den Schlagzeilen. 650 Hotspots noch dieses Jahr in Berlin. Gratis. Versteht sich. Für den Steuerzahler aber nicht. Denn: den wird das erst mal 170.000 € - als "Anschubfinanzierung" kosten und die Locations werden 2 Jahre ("geldwerter Vorteil * 650, beste CityLage) erst mal nicht berechnet. Jaja, man muss sich "social" nennen, schon klar. Das geht heutzutage sehr schnell über die Lippen und darf im WiFi Business natürlich ebenso wenig nicht fehlen. FON aus Madrid hat es mit Varsavsky vorgemacht. Heute wurde daraus WLAN2GO. Und alle bellen es nach. Das ist "hip". Sogar im Firmennamen findet es sich, das "Soziale". Klar, damit muss es ja funktionieren. Keine Frage. Einfach nur SUPER-HIP. Das fällt auf, das schlägt an und ein. Das passt einfach. - Scheinbar. Denn in diesem Business ist vieles eben nur Schein.

Der Technik Youngster des Unternehmens stellt, pressewirksam, denn auch gleich mal -en passant- Folgendes fest und klar: "Bis Jahresende wollen wir in Berlin 650 Hotspots installiert haben", sagte ABL-Technik-Chef Benjamin Becker. "In jede Richtung wirkt ein Hotspot etwa 250 Meter."
Mehr ist kaum über die geplante Betriebspraxis zu erfahren. Man gibt sich bedeckt. Von Cisco sollen die Accesspoints kommen. Tja, von wem sonst? Wohl kaum vom Bäcker. Kein Wort über den Einlogg-Prozess. Kein Wort zur Identifikation der User. Touristen aus Russland. China? Kein Wort zur geplanten Surfgeschwindigkeit. Kein Wort davon, wer die Internetverbindungen (mit welchen Kapazitäten) denn eigentlich bereit stellen wird und die Bandbreite vergütet. Kein Wort davon, ob neue Internetleitungen gelegt werden. Infrastruktur kostet eben. Kostet eben viel. Ja sehr viel sogar. - Und dafür reichen auch 170.000 € / 650 =  261 €/Spot (Hardware ca. 70 €, + Kabelage: 20€ + Installationskosten) nicht aus. Also: Keine neuen Leitungen von den Youngsters mit den schlitzförmigen Dollar-Augen. Keine neue Infrastruktur von den "social entrepreneurs". - Vermutlich setzt man auf das schnelle Geld und: auf open-mesh oder so.... Jedenfalls taucht das Wort mesh schon mal in den einschlägigen Artikeln auf -  da kann man nämlich alles top kontrollieren. Vom Zugang, über die Bandbreite, der Zeit und den Inhalten. Und alles schön mitloggen kann man da auch. Extrem abschreckend für sinistre Elemente. - Und das ist es, worauf es dem Senat ankommt. Den Erhalt der Kontrollfähigkeit. Jeden einzelnen AccessPoint, remote, auch von Fürth aus - hat man damit "voll im Griff". Anmelden muss man sich. Das steht bereits fest. - Und bitte, dabei immer schön k(r)ampflächeln.... Und wohin fliessen die Daten aus Fürth noch ab, wenn Sie über den Proxy gedoppelt wurden? Denn bei dem Jungunternehmen heisst es nämlich, was folgt:

"Mit dem Social Hotspot® sind Sie auch sicher gegen Abmahnungen, wenn ein Kunde beispielsweise versucht illigale Downloads oder ähnliches zu tätigen. Wie das geht? Der gesamte Traffic der Besucher wird über eine verschlüsselte Verbindung zu unserem Internetknoten geleitet. Bei allen Aktion steht nicht Ihre IP-Adresse, sondern unsere! Die Haftungsübernahme ist uns nur möglich, da wir offiziell bei der Bundesnetzagentur als Telekommunikationsanbieter sowie Anbieter öffentlicher Netzwerke gemeldet sind!"

 - Aha. Noch Fragen? (Anm.: Wer Schreibfeeler findet, der darf sie behalten!)

Ja, ist das denn die possibility? Das ist ja wohl voll cool. 250 Meter in JEDE Richtung! WOW! - Wirkreichweite, ein merkwürdiger Begriff. Wie wäre es mit "sicher garantiertem Empfangsradius?!" Also Nord, Ost, West, Süd und alle Winkel dazwischen? Das müssen ja Super Hot-Spots sein. Für schlappe ca. 70 €! - Doch der Techniker hat die Rechnung sicher ohne die Physik gemacht. Mein Handy - WLAN kann eine Distanz von 250 Meter nämlich leider nicht störungsfrei/arm überbrücken, eigentlich kann es das gar nicht. So dass das eine recht einseitige Datenverbindung werden wird. Hin: JA - Rück: NEIN. Er, also dieser Hotspot, alternativ auch der Techniker, mag, juristisch gesehen, ja gerne in jede Richtung so weit wirken wollen. Doch empfangen wird man in dieser Entfernung rein gar nichts können

Machen wir doch in Berlin einfach mal den Praxistest. Die "Probe auf's Example" sozusagen. Das ist ziemlich einfach und auch für Laien nachzuvollziehen Wir suchen uns einen der zahlreichen Telecom Hotspots, halt so einen WLAN2GO pinkpoint spot. Dann gehen wir 250 Schritte (=1m) weg davon. Dann schauen wir die Balken unserer Empfangsfeldstärke auf unserem EiFon nach. UUUUUND? Dämmerts? Das geht nämlich nicht! - Naja, es waren eben die Zeitungen, der Druckfehlerteufel oder sonst was. Eigentlich meinte man ja 50 Meter. Aber auch das ist unter städtischen Bedingungen der elektischen Umweltverschmutzung schon recht hoch gegriffen. An jedem Ort findet man im "inneren Ring" ca. 25 Hotspots. Bei 12 Frequenzen. - In Fürth mag das ja (noch) gerne anders sein. Kommt man mal hierher in die Metropolis und werft eure Stumbler an.....

Betriebswirtschaftlich muss man sich zudem fragen, ob 10 Sekunden Werbung tatsächlich ausreichen für "vollständig kostenloses WLAN". Unlimitiert? Welche Werbung soll denn da gezeigt werden? In welcher Sprache? Wer zahlt so viel pro Minute, dass man "unlimitiert" surfen kann? Nee, daran glaube ich nicht. - Es wird eher wieder eine Blase werden. Wie so oft in Berlin bereits in der Vergangenheit geschehen. Das wäre dann gar schon der 4te Anlauf. In sieben Jahren sind drei Anläufe gescheitert, zuletzt im April 2014, als ein geplanter Verbund mit mehreren Anbietern nicht zustande gekommen ist. - Geldgier in den Fratzen.

Und letztlich gilt es, sich zu fragen, ob diese Technik überhaupt noch zeitgemäß ist. LTA steht zur Verfügung - mit gigantischer Bandbreite. Und LIDL/ALDI - Flats sorgen in der Grosstadt zumindest dafür, dass man seine private Kommunikation jederzeit aufrecht erhalten kann. Zu moderaten Kosten. Individuell  - nur von der NSA / BND gecheckt, versteht sich.

Mit Büchern gibts diese technischen Probleme Natur gemäß aber gar nicht. Die kann man lesen - ohne Technik. Man benötigt dafür nur Licht. Und das ist tagsüber gratis - noch. Und ohne Werbeeinblendung vom "lieben Gott".

Links:


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen